Heimatdienst-Info

Bürgermeisterkandidaten in der Fragestunde des Kulturbeirats

Am 12. Februar 2014 veranstaltete der Kulturbeirat der Stadt Sonthofen einen Informationsabend, bei dem sich die Bürgermeisterkandidaten Ingrid Fischer (Grüne), Klaus Häger (SPD), Harald Voigt (CSU) und Christian Wilhelm (FW) den Fragen des Kulturbeirates und der anwesenden Vereinsmitglieder stellen konnten. Die Veranstaltung im grossen Sitzungssaal des Rathauses war gut besucht und dauerte aufgrund der vielen Fragen und des grossen Interesses über zwei Stunden. Nach einer Einführung von Frau Goldner und einem Grusswort des Bürgermeisters Buhl ging es dann auch schon los. Die hier behandelten Themen sind nach Gebieten sortiert, in der Diskussion waren sie möglicherweise in einer anderen Reihenfolge, auch betreffen manche Themen mehrere Gebiete. Anmerkung: alle nur männlich gebrauchten Begriffe wie z.B. "Kandidat" sind natürlich auch als KandidatIn zur verstehen. Dies soll das Lesen erleichtern und stellt keine beabsichtigte Diskriminierung dar. Auch die Reihenfolge der zusammengefassten Kommentare stellt keine Wertung dar. Der Heimatdienst verhält sich neutral. Entscheiden müssen Sie schon selbst!

Kandidaten

v.l.: Ingrid Fischer, Klaus Häger, Harald Voigt, Christian Wilhelm

Museen

Museumsviertel

Herr Häger unterstützt die Idee eines Museumsviertels. Er würde auch gerne noch das Rapp-Haus dazukaufen, um ein grösseres Areal und einen Zusammenhang mit der Kirche und der Stadthausgallerie herzustellen. Ausserdem seien ja im Umkreis insgesamt gleich 9 Museen. Herr Voigt hält Ausstellungen für die Bildung von Volkskunde und Heimatkunde für wichtig und dafür bräuchte man mehr Fläche. Herr Wilhelm favorisiert ein schlüssiges Konzept mit nachhaltiger Finanzierung. Frau Fischer schloss sich dem vorgesagten an, hält das aber innerhalb der kommenden 2 bis 3 Jahre nicht für realistisch.

Möggenriedhaus

Es sind sich alle einig, dass das Haus erhalten werden soll. Herr Häger sieht eine mögliche Versetzung ins Museumsviertel, der auch von Herrn Wilhelm unterstützt wird. Herr Voigt ist sich sicher, dass sich eine Lösung finden lässt.

Gebirgsjägermuseum

Auf die Nachfrage aus dem Museumskreis würde Frau Fischer das Museum gerne an der gleichen Stelle belassen, man könne sich aber auch einen anderen Platz vorstellen. Herr Häger will das Museum auf jeden Fall erhalten, sieht aber eine mögliche Kombination mit den anderen Museen im Museumsviertel. Herr Voigt würde gerne das Protal der Grüntenkaserne erhalten, da könne das Museum dann auch gerne bleiben. Herr Wilhelm sieht auch eine Kombination mit der Sammlung der Historischen Feuerwehr. Über ein Gebäude müsse man allerdings noch reden.

Stadthausgalerie

Alle Kandidaten äusserten sich sehr positiv über die Stadthausgallerie und schlugen eine engere Zusammenarbeit mit der Stadt zu dessen Vermarktung vor. Frau Fischer kann sich auch Autorenlesungen und Theateraufführungen vorstellen, Herr Voigt verglich die Möglichkeiten mit der der Villa Jauss in Oberstdorf.

VHS Gebäude

Das Thema "VHS Gebäude" konnte schnell abgehakt werden, da ein Ausschuss bereits beschlossen hatte, dieses Vereinen und dem Heimathaus zugänglich zu machen. Herr Wilhelm wies darauf hin, dass man mehr aus dem Gebäude machen könnte, gerade im Hinblick der Refinanzierung.

Veranstaltungsorte

"Filetstück" Marktanger

Für das Filetgrundstück Marktanger kann sich Herr Wilhelm als Zwischenlösung einen Wohnmobilpark vorstellen, denn dieser würde in Sonthofen dringend gebraucht. Längerfristig sieht er dort eher ein Kongress-/Kulturzentrum, in das man die Markthalle mit einbeziehen könnte. Auch hier will Herr Wilhelm örtliche Interessensvertreter und den Gestaltungsbeirat einsetzen. Herr Voigt machte deutlich, dass es für jede erdenklich Lösung viele Befürworter oder Gegener gäbe. Man sollte erst einmal den Bedarf ausloten, dann das Kunst- und Kulturzentrum nach dem Bedarf planen. Veranstaltungen könnten evt. auch im Casino stattfinden. Herr Häger teilt den Standpunkt von Herrn Voigt, sieht den Marktanger aber mit Musikpavillion und Wasserläufen als eine Oase in der Mitte Sonthofens. Er kann sich ein modernes Zentrum mit Stilelementen der Markthalle vorstellen. Auch Frau Fischer würde gerne den Marktanger als grünen Platz in der Mitte Sonthofens erhalten, gerne auch mit der Markthalle.

Kulturzentrum mit Jugendtreff in der Stadtmitte

Herr Häger hätte gerne eine Jugendherberge mit einem Jugendtreff in der Stadt, vorzugsweise auch im Konversionsgelände, während Herr Voigt eher einen Kulturzentrum sieht, in dem man auch symphonische Konzerte oder Tagungen durchführen kann. Herr Wilhelm sieht das als Bedingung, dass man hochwertige Kultur auch umsetzen kann. Frau Fischer wünscht sich einen Ort für Jugendliche, auch längerfristige Provisiorien scheinen hier denkbar.

Haus der Kultur, Planungssicherheit für Konzerte

Herr Wechs wollte gerne im Namen der Freunde der Musik, die oft schon auf mehrere Jahre hinaus bekannte Künstler verpflichten, etwas zur Planungssicherheit der Konzerte wissen. Schliesslich würden auch die Künstler Ansprüche stellen. Frau Fischer meinte dazu, dass man mit dem Bürgermeister und Stadtrat zusammen reden müsse, um das mittelfristig im Haus Oberallgäu umzusetzen. Herr Häger vertritt die Meinung, dass auch die Konversion die kulturelle Entwicklung nicht lähmen dürfe. Man müsse sich über die Anforderung unterhalten, damit das Haus Oberallgäu diesen angepasst werden könne, evt. wäre auch an ein Ausweichen in das Casino zu denken. Herr Voigt betonte das Großstadtniveau der Konzerte und stellte klar, dass man langfristig an einen anderen Raum als das Haus Oberallgäu denken müsse, auch im Hinblick auf grosse Synphonieorchester. Herr Wilhelm gab zu Bedenken, dass es schwer würde, das nötige Geld zu finden, dass aber die Konzerte weiter stattfinden müssten.

Baukultur

Baukultur, Regionaler Baustil / Gestaltungsbeirat

Auf eine Nachfrage von Stefan Kracker nach einem etwas regionalerem Baustil, gerade in Bezug auf die externen Berater und Entscheider und diverser Fehlentwicklungen in den letzten Jahren wurde folgendes geantwortet: Frau Fischer findet den Gestaltungsbeirat gut und auch Abweichungen vom Baustil würden doch gut aussehen, was sie am Anbau des Forstamts festmachte. Herr Häger äusserte, dass man eine örtliche Baukultur auch erhalten müsse, neben einer Weiterentwicklung. Herr Voigt sieht eine Kombination aus Tradition und Moderne, die sich ergänzen sollen. Eine städtebauliche Entwicklung sei unabdingbar. Herr Wilhelm würde gerne eine Richtschnur schaffen, an die sich alle zu halten hätten. Er setzt dabei auf den Gestaltungsbeirat und auch örtliche Interessensvertreter.

Baukultur, Bahnhofsneugestaltung

Frau Fischer sieht in Sonthofen bereits ein "buntes Misch-Masch" an Bebauung, in das man Neues einpassen müsse. Wettbewerbe führten zu Lebendigkeit der Ideengenerierung und wären daher gut. Herr Häger sieht das Sonthofer "Misch-Masch" als nicht optimal an und würde gerne mehr Geradlinigkeit in die Städteplanung einfliessen lassen. Er sieht auch im Bahnhofsumbau noch Möglichkeiten, die Funktionalität und Ästhetik zu verbessern und Kosteneinsparungen als möglich (z.B. die Unterführung zum Gymnasium) und würde gerne im Ortsbereich die Bebauung verdichten, bevor man weiter in die Aussenbereiche gehe. Herr Voigt sieht im Bahnhofsbereich ein Aushängeschild Sonthofens für alle dort ankommenden Gäste, dementsprechend sei das Areal auch zu gestalten. Herr Wilhelm meint, dass man auch Ideen von aussen zulassen, dabei aber die Regionalität erhalten sollte. ER hält die eingeplante Fläche für zu gross und würde gerne noch mehr Gewerbeflächen sehen.

Kunst am Bau

Frau Fischer findet auch andere Architektur gut und ist allem gegenüber offen. Sie setzt auf die Fachkenntnis des Gestaltungsbeirats. Herr Häger vertritt die Meinung, dass Ästhetik und Zweckmässigkeit der Architektur gegeben sein sollten, sieht auch den Spielraum für Neues, der sich aber am Bebauungsplan orientieren sollte. Herr Voigt denkt, dass man auch die Kunst am Bau gleich bei der Finanzierung und Konzeption, speziell bei öffentlichen Gebäuden mit einplanen sollte. Herr Wilhelm verwies auf eine Vorschrift, dass 2% der Baukosten für Kunst am Bau ausgegeben werden sollten und unterstrich, dass auch bei Neubauten ein regionaler Charakter erhalten werden sollte. Dazu sollten auch örtliche Interessensvertreter parallel zum Gestaltungsbeirat hinzugezogen werden.

Kulturförderung als Verfassungsauftrag

Unter Berufung auf die Bayrische Verfassung mit deren Verpflichtung zur Förderung der Kultur wollte Wilfried Köhne wissen, wie die Kandidaten denn das verstünden.

Frau Fischer sieht sich der Kultur verpflichtet und setzt auch weiterhin auf den Kulturbeirat, möchte jedoch die Zusammenarbeit mit dem Jugendparlament und dem Architektenstammtisch vertiefen.

Herr Häger sieht die Kultur als eine zu fördernde Pflichtaufgabe, wie zum Beispiel die Bildenden Künste, in die man die Jugend über Schule und Vereine einbinden sollte. Dazu sei natürlich ein geeigneter Raum vonnöten.

Herr Voigt sieht auch die Verpflichtung zur Förderung und führt weiterhin an: Stadthalle oder Bürgerforum, Haus der Vereine. Auch müssten die historisch überlieferte Kultur wie zum Beispiel das Eggaspiel weitergegeben werden.

Herr Wilhelm würde gerne die Kosten und den Nutzen analysieren und danach die Förderung an klar definierten Aufgabengebieten festmachen.

Kunst

Grosse Südliche

Auf die Frage hin, ob die "Grosse Südliche" zukünftig nur noch in Sonthofen, statt wie bisher auch im Wechsel mit Immenstadt und Oberstdorf, stattfinden sollte, äusserten sich die Kandidaten relativ ähnlich. Es sei vorstellbar, man müsse jedoch auch die Kosten im Auge behalten. Frau Fischer fügte noch hinzu, dass eventuelle die Attraktivität der Ausstellung sinken könnte, falls diese jedes Jahr in Sonthofen stattfinden sollte. Herr Wilhelm ergänzte, dass Kultur regional organisiert und vermarktet werden sollte, nicht nur lokal.

Kleinkunst

Alle Kandidaten waren sich einig, dass die Kleinkunst in Sonthofen zu fördern sei. Frau Fischer führte aus, dass die Kleinkunst in Sonthofen die gleiche Wertigkeit habe wie die Kunst vor grösserem Publikum. Herr Häger wiess darauf hin, dass die Sonthofer Kleinkunst regional eine höhere Wertschätzung erführe als in Sonthofen selbst. Herr Voigt schlägt vor, dass Schüler in Schulen im Rahmen der Jugendförderung näher an die Kleinkunst herangeführt werden solle. Herr Wilhelm sieht die Kleinkunst als wichtige Form auch zur Förderung des regionalen Charakters der Kunst.

Theaterfrühling

Auf die Frage von elmar Jonietz nach dem Erhalt des Sonthofer Theaterfrühlings, wurden folgende Meinungen geäussert:

Frau Fischer: die Auswahl der Stücke müsse überprüft werden, junge Inszenierungen, die auch junge Leute ins Theater brächten müssten aufgelegt werden

Herr Häger: die Auswahl der Stücke, auch mit attraktiven Jugendvorstellungen müsse beachtet werden (nicht am Bedarf vorbei)

Herr Voigt: die Theater müsse man im Zusammenhang mit Immenstadt sehen; vielleicht sei ein Theaterschwerpunkt in Immenstadt und ein Musikschwerpunkt in Sonthofen sinnvoll.

Herr Wilhelm: die Auswahl der Stücke müsse überprüft werden, wie auch die Geschäftsführung. Der aktuelle Status sei nicht optimal.

Jugendförderung Blasmusik

Zuschuss für Jugendausbildung bei Sonthofer Blaskapellen

Alfons Zeilhuber wollte wissen, ob die Zuschüsse für die kommenden Jahre zur Ausbildung des Blasmusiknachwuchses. Ohne diesen gäbe es bald keine Umrahmungen von Festakten mehr. Frau Fischer wollte, wie die anderen Kandidaten auch, keine Versprechungen machen. Wie wolle sich jedoch, wie die anderen auch, dafür einesetzen. Herr Voigt denkt an einen Kulturfonds zur Förderung des Nachwuchses im Kulturbereich, so wie es im Sport schon üblich wäre. Herr Wilhelm will die Zuschüsse flexibel handhaben, man müsse solle auch andere Fördertöpfe abgreifen.

Sonstiges

Burg Fluhenstein

Der Erhalt der Reste der Ruine Fluhenstein wird von allen Kandidaten im Rahmen der finanziellen Sinnhaftigkeit befürwortet.

Konversion/Gartenschau

Grosse Gartenschau

Herr Wilhelm äusserte sich positiv zur Gartenschau, man müsse jeodch auch die Bau- und Folgekosten mit berücksichtigen. Falls diese zu hoch ausfielen, würde er sich gegen die Gartenschau entscheiden. Herr Häger brachte einen Bürgerentscheid ins Gespräch, denn wegen einer Summe von 20 Millionen Euro sollte man die Bürgerschaft mit einbeziehen. Die anderen Kandidaten wurden hierzu von Frau Goldner nicht gefragt.

Konversion ohne Gartenschau

Frau Fischer vertrat die Ansicht, dass einen Konversion finanziell nur mit der grossen Gartenschau zu stemmen sei. Die anderen Kandidaten sind der Meinung, dass eine Konversion auch ohne Gartenschau durchführbar sei. Herr Voigt meinte, dass schon allein der Zeitplan des Bundeswehrabzugs eine Planung der Konversion ohne Gartenschau unabdingbar mache. Dieser Meinung schloss sich auch Herr Wilhelm an und ergänzte, dass Fördergelder schön wären, es jedoch auch so gehen müsse. Herr Häger meinte zusätzlich, dass man im Lauf der Zeit die Pläne je nach Stand der Dinge anpassen müsse.

Friedhofsgestaltung

Nach der Neugestaltung des Friedhofs, z.B. mit neuen Bestattungsformen, gefragt äusserten sich alle 4 Kandidaten übereinstimmend dass man auch neue Bestattungsformen wie z.B. den Friedwald anbieten müsse. Auch seien vermehrt Urnenwände nachgefragt. Das Angebot müsse sich nach der Nachfrage richten und auch die Friedhofsgebühren müssten sich danach richten (z.B. hohe Investitionskosten für Urnenwände).

ISEK

Befragt nach der Grundhaltung zu den Ideen der ISEK und nach eigenen Ideen dazu äusserten sich die Kandidaten wie folgt:

Frau Fischer steht voll und ganz dahinter, jedoch darf man das nicht als statisch betrachten.

Herr Häger findet die Ideen gut, würde jedoch gerne bei der Umsetzung noch auf Fachleute und Bürgerbeteiligung zählen; es fehle weiterhin eine Jugendherberge.

Herr Voigt hat erfahren, dass viele Bürger nicht begeistert sind von den Ideen und dass die Gewerbeflächen zu gering seien. Gewerbe brächten/hielte qualifizierte Mitarbeiter am Ort und brächten die Steuern, mit denen man Kultur fördern könne.

Herr Wilhelm vertritt die Ansicht, dass Gewerbeflächen erweitert werden müssten und dass man auch langfristige Pläne im Laufe der Zeit anpassen müsse.

 

Text und Bild: Stefan. Kracker, 13.2.14